Konzert I - PSALMENFEST

KONZERT I
PSALMENFEST



Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847)

Psalm 42 "Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser" (op. 42)


Antonín Dvorák (1841-1904)

"Biblische Lieder" für Singstimme und Orchester (op. 99)


Antonín Dvorák (1841-1904)

"Te Deum" (op. 103)


Die Werke

Felix Mendelssohn Bartholdy
(1809-1847)

Psalm 42
"Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser"
(op. 42)

„Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu Dir“ – so die Eingangsworte des von Felix Mendelssohn Bartholdy 1837 für gemischten Chor, Orchester und Solosopran vertonten 42. Psalms in der Übersetzung Martin Luthers. Der sehnsuchtsvolle Aufschrei in Gottesferne und Ausdruck verzweifelter Suche im ersten Satz der siebenteiligen Kirchenkantate meint: Das Wasser ist für das körperliche Leben so notwendig wie die Gemeinschaft mit Gott für die menschliche Seele.  
Das Thema, vorgestellt vom Chor-Alt, wird im weich fließenden Eingangschor durch die anderen Stimmen aufgenommen und musikalisch verarbeitet. In der folgenden Arie „Meine Seele dürstet nach Gott…“ führt der Solosopran zunächst einen Dialog mit der obligaten Oboe, die zur Darstellung sehnsüchtig-leidender Affekte verwendet wird. Nach dem anschließenden Rezitativ „Meine Tränen sind meine Speise Tag und Nacht…“ stimmen Sopran und Alt des Chores ein in den innersten Wunsch des Psalmisten „Denn ich wollte gern hingehen […] und mit ihnen wallen zum Hause Gottes.“
Im nun folgenden Mittelteil tritt eine Wende ein: Es wird einstimmig und mit mächtigem Bläsersatz Antwort gegeben auf die drängenden Fragen. „Harre auf Gott! Denn ich werde ihm noch danken…“ – so spricht sich der Psalmist selbst Zuversicht und Mut zu. Im fünften Teil folgt ein Sopran-Rezitativ, bei dem das Motiv der Wellen und Fluten, die über dem Psalmsänger hereinbrechen, durch entsprechende instrumentale Figuren dargestellt wird. In Kontrast dazu steht das darauffolgende melodische Quintett mit Solosopran und vier Männerstimmen. Im mächtigen Schlusschor wird das Thema des Mittelteils („Harre auf Gott“) wieder aufgenommen, bevor die Kantate mit einer von Mendelssohn dem Psalmtext hinzugefügten Lobpreisung („Preis sei dem Herrn, dem Gott Israels von nun an bis in Ewigkeit!“) in einer Fuge auf ihr prachtvolles und zuversichtliches Ende voller Gottesgewissheit zusteuert. 
Das Werk, geschrieben während Mendelssohns Hochzeitsreise nach Süddeutschland, wurde zu seinen Lebzeiten häufig aufgeführt – erstmals 1838 im Leipziger Gewandhaus. Er selbst urteilte, der 42. Psalm scheine ihm „das beste, was ich in dieser Art componiert habe“.
Die Sopranpartie übernimmt für den Konzertchor Stuttgart die international tätige Sopranistin Christine Reber
(Text: Maria Glodny)

Antonín Dvorák
(1841-1904)

"Biblische Lieder"
(op. 99)

Dvořák schrieb die „Biblischen Lieder“ innerhalb weniger Wochen im März des Jahres 1894 in New York. Der Liederzyklus besteht aus zehn Gesängen für tiefe Solostimme. Ursprünglich hatte Dvořák nur Klavierbegleitung vorgesehen, schrieb jedoch später für die ersten fünf Lieder eine Orchesterfassung, die in ihrer Schlichtheit in großem Kontrast zum „Te Deum“ steht. Vertont sind Psalmverse, die einer in der böhmischen Heimat Dvořáks gebräuchlichen tschechischen Bibelübersetzung entnommen sind. Die zum Teil deklamatorischen Gesangslinien der ausgewählten Lob- und Klageverse sind ganz auf den tschechischen Text hin ausgerichtet. In zahlreichen Passagen unterwirft sich die Musik dem Sprachrhythmus. 
Es gibt verschiedene Mutmaßungen darüber, warum Dvořák gerade während seines Amerikaaufenthaltes Psalmgesänge in seiner Muttersprache schuf. Fest steht, dass er unter heftigem Heimweh litt und aufgrund ausbleibender Gehaltszahlungen und großer Kinderschar in finanziellen Schwierigkeiten steckte. Aus dem fernen Böhmen hatten ihn zudem schlechte Nachrichten über den Gesundheitszustand seines Vaters erreicht, der kurz nach Fertigstellung der „Biblischen Lieder“ starb. 
In jedem Fall sind die Gesänge ein beeindruckendes Zeugnis persönlicher Frömmigkeit. Von Dvořák selbst ist der Satz überliefert: „Nicht nur singen, beten muss man diese Lieder“.
Im Konzert singt der Bariton Teru Yoshihara eine die Lieder Nr. 5-10 in deutscher Übersetzung.
(Text: Maria Glodny)

Antonín Dvorák
(1841-1904)

"Te Deum"
(op. 103)

Antonín Dvořáks „Te Deum“ für Sopran, Bass, gemischten Chor und Orchester entstand im Sommer 1892, kurz vor der Überfahrt nach New York, wo Dvořák für zwei Jahre die Direktorenstelle am National Conservatory of Music übernehmen sollte (und ein Jahr später sein berühmtestes Werk, die e-Moll Sinfonie „Aus der neuen Welt“ komponierte). Seine zukünftige Arbeitgeberin am Konservatorium, Jeanette Thurber, hatte den Wunsch geäußert, er möge zu seinem Dienstantritt im Herbst 1892 doch ein neu komponiertes Werk präsentieren. Der Zeitpunkt fiel zufällig zusammen mit den Vierhundertjahrfeiern der Entdeckung Amerikas. Thurber wollte einen passenden patriotischen Text zur Verfügung stellen, schickte diesen jedoch zu spät an Dvořák, so dass dieser unter Zeitdruck den feierlichen lateinischen Hymnus „Te Deum“ als ebenfalls passende Textvorlage wählte. Die Uraufführung erfolgte am 21. Oktober 1892 in der Carnegie Hall mit einem Chor aus 250 Sängern. 
Das „Te Deum“ ist ein Lobgesang zur Ehre Gottes, entstanden in frühchristlicher Zeit. Es besteht aus 29 Versen und lässt sich in drei Teile gliedern: Lobpreisung Gottes, Lobpreis Jesu Christi und Bittgebet mit Psalmversen. Dvořák bildet dieser Gliederung weitgehend entsprechende Abschnitte, unterteilt jedoch den Abschnitt über Christus nochmals, so dass sich ein viersätziges Schema ergibt. 
Der erste Satz wird durch Paukenschläge eröffnet; der Chor stimmt das feierliche „Te Deum laudamus“ („Dich, Gott, loben wir“) an. Im ruhigeren Mittelteil nimmt der Solosopran die leisen, ehrfurchtsvollen Sanctus-Rufe aus dem Chor auf und verkündet den Lobgesang der Propheten und Märtyrer, ehe das triumphale Anfangsthema wiedererscheint. Mit Trompeten und Posaunen wird der zweite Satz eröffnet, in dem der Solobass die königliche Majestät Christi preist („Tu rex gloriae, Christe…“) und Inhalte aus dem Glaubensbekenntnis vorgetragen werden. Der dritte Satz ist ein reiner Chorsatz. Er lebt von extremen Kontrasten in der Dynamik und dramatischen Passagen, in denen sich Frauen- und Männerstimmen abwechseln. Im Schlusssatz folgt zunächst die inständige Bitte um Erbarmen (Solosopran). Solobass und Solosopran stimmen daraufhin unisono das von Dvořák eingefügte „Benedicamus…“ an, der Chor erwidert mit jubelnden Allelujarufen. Im Orchester werden die einprägsamen Motive aus dem Eingangssatz wieder aufgenommen. Das Werk endet in einem prachtvollen Tutti. 
(Text: Maria Glodny)

Die Solisten

Christine Reber
Sopran

Christine Reber, geboren in Tübingen, aufgewachsen in Reutlingen, absolvierte nach dem Abitur ihr Gesangsstudium an der Staatlichen Hochschule für Musik in Freiburg sowie als Stipendiatin am Mannes–College of Music in New York. Meisterkurse bei Gundula Janowitz, Charlotte Lehmann, Regina Resnik, Nico Castel, Brian Zeger und Renata Scotto schlossen sich an. In Stuttgart arbeitet sie nun mit Mezzosopranistin Carmen Mammoser, um ihre Gesangstechnik stetig zu verfeinern.

Die Sopranistin verfügt über ein ungewöhnlich umfangreiches Opern- und Konzertrepertoire der unterschiedlichsten Musikepochen und -stilrichtungen. Neben zahlreichen Auftritten in Deutschland gastierte Christine Reber in den vergangenen Jahren u.a. in der Schweiz und in Österreich, in Tschechien, Polen, Italien, Frankreich, Ägypten, Dubai, Dominikanische Republik, Haiti, Kanada und in den USA. 

Zu den Höhepunkten der letzten Zeit gehört ihr Soloabend im Lincoln Center in New York im Bruno Walter Auditorium, Engagements mit ihren unterschiedlichen Konzertprogrammen nach Santo Domingo und Port-au-Prince sowie die Leitung eines Meisterkurses auf Haiti, wo deutsche Musik und Sprache sehr geschätzt und in vielen qualifizierten Chören bemerkenswert intensiv praktiziert wird. Konzerte zur Feier des Deutschen Nationalfeiertags in Lyon und Dubai, Rossinis Petite Messe Solennelle in Jihlava/ Tschechien, Mendelssohns Hör’ mein Bitten und Geistliche Lieder in Erfurt, Weimar und Köln, ihr Engagement bei den „Felix Mendelssohn Musiktagen“ in Krakau, das Deutsche Requiem von Brahms in Bozen, Kempten und Köln. Immer wieder gerne gehört ist sie auch in der nächsten Umgebung ihrer Heimatstadt in Reutlingen, so mit Bachs Johannespassion in Tübingen, Elias in Esslingen, Liszts Missa Coronationalis in der Liederhalle Stuttgart, die Partie der „Viclinda“ in einer konzertanten Aufführung Verdi I Lombardi alla prima crociata in Heilbronn und Stuttgart, sowie Duke Ellingtons Sacred Concert in Reutlingen, Stuttgart und Rottweil. Liederabende u.a. in Frankfurt, Nürnberg, Stuttgart, Isny, Heiligenberg, Überlingen und Meersburg.

Am 5. Jahrestag sang Christine Reber im Gedenkgottesdienst für die Opfer vom 11. September 2001 in der St. Paul's Kirche New York, der vom ZDF in Deutschland, der Schweiz und Österreich übertragen wurde. Ebenso war die Sängerin im SWR Fernsehen, sowie in verschiedenen SWR-Radiosendungen zu hören. 

2006 wurde sie in New York mit dem Achievement Award for Artistic Excellence ausgezeichnet.
Christine Rebers CD-Veröffentlichungen sind die Lieder des deutschen Komponisten Bruno Droste (1918-1969) mit Mitgliedern der SWR Big Band und eine Erstaufnahme: Hugo Wolfs Lied-Vertonungen (Geistliche Lieder und Mörike Lieder) in einer Bearbeitung für Stimme und Orgel von Max Reger. Ganz neu in einer Weltersteinspielung sind nun auch die Lieder des Esslinger Komponisten Christian Fink (1831-1911) erschienen.


Teru Yoshihara
Bariton

Teru Yoshihara, Bariton, studierte Gesang in Tokio, Mailand und Stuttgart. 1996 gewann er den ersten Preis beim „Japanischen Liedwettbewerb“ in Tokio. 

Seitdem singt er mit großem Erfolg Konzerte und Opern in Europa und in Japan. Dabei arbeitete er mit namhaften Dirigenten wie Nello Santi und Helmuth Rilling zusammen. 

Seit 2002 ist es Teru Yoshihara ein großes Anliegen, japanische Kunstlieder in Europa vorzustellen und kulturelle Aspekte seines Heimatlandes nahezubringen. 

Im Rahmen des „Deutsch-Japanischen Dialogs“ gab er mit Felix Romankiewicz zahlreiche Konzerte in Europa und Japan mit vielfältigen Programmen, in denen deutsche und japanische Kunstlieder einander gegenübergestellt werden. 
Darüber hinaus gilt sein besonderes Interesse der Kombination von Gesang und japanischen traditionellen Instrumenten, vor allem Koto (jap. Zither) und Taiko (jap. Trommel). 

Teru Yoshihara ist Dozent für Gesang an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart.  
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